Sonntag, 12. Dezember 2010

Der Klassiker: Great Ocean Road

Seit knapp zwei Wochen sind Jeannine und ich motorisierte Nomaden, da wir unsere Wohnung in Melbourne aufgelöst haben. Nun geniessen wir die Freiheit, täglich — und noch bis Ende Februar — aufs Neue bestimmen zu können, wie die Reise weitergeht.

Als erstes, und sozusagen vor der ehemaligen Haustüre, nahmen wir uns die Great Ocean Road vor, die wir wohlweislich aufgespart hatten, obwohl ihr östliches Ende weniger als 100 km von Melbourne entfernt ist. Die Great Ocean Road (GOR) ist das wunderbare Stück Küstenstrasse zwischen Port Fairy und Torquay. Sie ist wohl das touristische Aushängeschild von Victoria. Zu recht. In Eile liesse sie sich in einem Tag abspulen, aber eine Woche scheint eine bessere Planung zu sein, glaubt man all jenen, die es in drei Tagen versucht hatten, denn es gibt natürlich mehr zu sehen als nur schöne Buchten.


Google Map gross

Die Frage, ob man die 279 km lange GOR von Westen nach Osten oder von Osten nach Westen befährt, ist nicht akademisch. Der typische Australientourist fährt entweder von Adelaide nach Melbourne oder umgekehrt (auf der kürzesten Route 728 km, via die GOR 963 km). Welche Richtung ist vorzuziehen? Nun, wenn man dem Thunersee über Gunten entlangfährt, dann bietet die Fahrt von Thun nach Interlaken die bessere Aussicht als die Gegenrichtung, weil man auf der Seeseite fährt und weil die Aussichtspunkte auch auf der Seeseite liegen. Dasselbe gilt für die GOR, aber da in Australien Linksverkehr herrscht, ist man dem Meer näher, wenn man von Melbourne nach Adelaide fährt. Da wir ohnehin in Melbourne starteten, traf sich das prächtig.

Das ikonische Bild von der Great Ocean Road sind natürlich die Twelve Apostles:


Ebenso natürlich hat die GOR viel mehr zu bieten als nur diese Kalksteintürme, von denen alle paar Jahre einer Schlagzeilen macht, weil er umstürzt oder weil der Steinbogen, mit dem er noch mit dem Festland verbunden war, einbricht, und ein paar verwirrte Touristen auf einem Pfeiler im Meer zurücklässt.
Von Melbourne herkommend, fährt man zuerst gut 100 km erstklassige Kurvenstrasse, teilweise in steile Felswände gehauen, teilweise entlang felsigen oder sandigen Stränden. Gegen das Cape Otway hin, entfernt sich die Strasse vom Meer und führt durch wunderschönen, sogn. kalten Regenwald, der zum grossen Teil aus hohen Eukalypten, Myrtle-Buchen und Farnen besteht.


Dort ist man mitten im Otway Nationalpark, der sich über eine Länge von mehr als 100 km erstreckt und sich auf über 600 m.ü.M. erhebt. Der Park bietet viele tolle Spaziergäng zu Wasserfällen, eine Velotour auf dem Trassee einer ehemaligen Eisenbahn (die Schienen und Bahnschwellen wurden entfernt ...), ein Dutzend kostenlose Camping Grounds mitten im Wald oder direkt am Meer, einen Leuchturm, Wälder mit Koalas, Ferienorte mit guten Restaurants, Surfstrände, etc. Und dann gibt es auch noch den 91 km langen Great Ocean Walk.




Port Fariy

Die GOR ist natürlich besonders eindrücklich, wenn hohe Wellen branden und die Sonne scheint. Dann tost der Southern Ocean und die Gischt spritzt. Leider waren die Wellen diesmal etwas kläglich und das Wetter wechselhaft und eher kühl.


Trotzdem: die Great Ocean Road ist ein Muss und lohnt sich bei jeder Witterung, denn nach Regen sind die Wasserfälle besonders schön.

Little Aire Falls

Eine Woche kann man so locker mit einem höchst attraktiven Programm füllen.

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